Pressebericht zur Podiumsdiskussion mit dem Kulturdezernenten
Wiesbadener Kurier vom 25.08.2017. Von Viola Bolduan.

»Podiumsdiskussion über Kultur als Standortfaktor in der Wiesbadener Walkmühle

WIESBADEN - - Der Weg ist steinig und ein bisschen steil. Der Graben wird provisorisch mit Holzbohlen überbrückt – und der Ort zur Metapher. Die Sanierung des Walkmühlen-Komplexes (vor allem für Künstler-Ateliers) geht wie berichtet voran – nach langer Dürrezeit. Die Baustelle – ein Beispiel also für die Kultur in der Stadt unter dem neuen Dezernenten Axel Imholz? Jedenfalls schien schon in der Einladung der Wiesbadener SPD zum Gespräch am Mittwochabend über die Frage „Kultur: Standortfaktor?“ aufs zukunftsweisende, aber noch offene Geröll rund um die Walkmühle Symbolkraft zu stecken. Thematisiert am Podium wurde es freilich nicht, gleichwohl füllte sich der Ausstellungssaal im Laufe des Abends immer mehr.
Kulturbeirat und Kulturentwicklungsplan
Erfahren wollten vor allem Kulturschaffende und -interessierte der Stadt, wie die Institutsleiter von Theater, Museum, Volkshochschule, die Sprecherin der freien Szene und der Kulturdezernent die gegenwärtige Situation einschätzen und wohin sie sich mithilfe des neu zu bildenden Kulturbeirats und eines Kulturentwicklungsplans bewegen soll.
Natürlich gibt sich niemand mit dem Status quo zufrieden – auch, wenn die finanziellen Belastungen zwischen Staatstheater und Volkshochschule unterschiedlich ausfallen, die Mittel fürs Museum und die kleinen Kulturinitiativen erst gar keinen Vergleich zulassen. Da sehen alle Beteiligten einen Kulturbeirat als „Hoffnungsschimmer“ und einen Kulturentwicklungsplan als Notwendigkeit. Nach 40 Minuten versteht das Publikum eine schnelle Moderatorin Andrea Wink und die Podiumsgäste auch akustisch gut – die Mikros funktionieren jetzt.
Philipp Salamon-Menger verteidigt den Bildungsauftrag seiner Volkshochschule (VHS) als wichtigen Beitrag zur Verhaltenskultur, der keine Kürzung vertrage; Alexander Klar will vor allem aus eigener Kraft Mäzenatentum in Wiesbaden etablieren; Theaterintendant Uwe-Eric Laufenberg (dessen Etat zu 48 Prozent von der Stadt bezahlt wird) seufzt ein bisschen über die städtische Ausstattung der Maifestspiele; und Margarethe Goldmann stellt für die Organisationen im Arbeitskreis Stadtkultur seit Jahren Stillstand der Zuschüsse fest und bedenkliche Arbeitsbedingungen. Überdies, betont sie, fließe über Mieten ein großer Teil der finanziellen Zuwendung wieder an die Stadt zurück (was auch für die VHS gilt). Anträge der freien Kulturträger für den kommenden Haushalt, so war zu hören, summieren sich auf insgesamt drei Millionen.
Schadensbegrenzung durch Förderung in der Breite
Da bleibt Kulturdezernent Axel Imholz dennoch ziemlich cool: Er unterstütze „Förderung in der Breite“, die freilich in seinem Stufenplan (obwohl er den Begriff nicht mag) zu allererst „Schadenbegrenzung“ bedeute, also „mehr Geld, um das wiederherzustellen, was wir schon mal gehabt haben“, um danach zu prüfen, wo Professionalisierung zur Bestandssicherung notwendig erscheine. Von Rankings wie der kürzlich veröffentlichten Aufstellung der Kulturausgaben hessischer Städte, hält er „nix“ – kein Wunder, schließlich landet ihr zufolge Wiesbaden auf einem hinteren Platz. Und wie viel von höheren Gewerbesteuer-Einnahmen der Stadt künftig bleiben werde, wisse der Kulturdezernent als Kämmerer eben auch noch nicht.
Frage nach tatsächlichen Kulturausgaben der Stadt
Vor dieser offenen Frage steht erst noch eine andere: Margarethe Goldmann stellt sie nach den tatsächlichen Kulturausgaben der Stadt, schließlich kursieren zwischen 33 und 39 Millionen unterschiedliche Größen. Es wird zu klären sein. Denn ein Kulturentwicklungsplan braucht einen verlässlichen finanziellen Ausgangspunkt. Anderthalb Jahre setzt der Dezernent für die Erarbeitung an.
So lange wird Intendant Laufenberg seinen Optimismus trainieren, ein Museumsdirektor neugierig bleiben und der Dezernent beweisen, dass er die Kultur neben seinen anderen Aufgaben „nicht nur ein bisschen mitmacht“. Theaterhund Oscar bellt. Das tut er immer, wenn er Applaus hört.